In einem hart umkämpften Retail-Markt sind die Händler darauf angewiesen, stets nach neuen Möglichkeiten zu suchen, um Geschäftsprozesse zu automatisieren und den Kundenservice zu verbessern. Smart Retail liefert vielversprechende Ansätze, um diese Herausforderungen gekonnt zu meistern. Wie nützlich Smart Stores für den Einzelhandel sind und welche smarten IT-Lösungen im Einzelhandel Segment bereits erfolgreich eingesetzt werden, lesen Sie in diesem Beitrag.
Was bedeutet Smart Retail?
Smart Retail und Smart Store Konzepte optimieren Verkaufsprozesse im Einzelhandel durch Automatisierung. Dazu setzen sie unter anderem moderne Internet of Things (IoT)-Technologien wie smarte Einkaufswagen, Videokameras, und Point of Sales (POS) Terminals mit Big Data Software ein.
Zur Automatisierung dienen scanbare RFID-Tags, Point of Sales (POS) Terminals, smarter Einkaufswagen, Videokameras, Retail Big Data Technologien und vieles mehr. Dadurch erhalten Händler zahlreiche Möglichkeiten, Geschäftsprozesse und die Servicequalität für ihre Kunden zu verbessern.
Dank der RFID-Tags und spezieller Software kontrollieren Sie viele Produktmerkmale und überwachen deren Zustand in Echtzeit. Zu den wichtigsten zählen folgende:
Waren, die aus dem Regal genommen wurden
In den Einkaufswagen eingelegte Produkte
Artikel, die an der Kasse bezahlt wurden
Waren, deren Verfallsdatum abgelaufen ist
Welche Ausprägungen von Smart Retail gibt es?
Laut einer Salesforce-Studie würden über 56 % der Befragten bevorzugt bei innovativen Einzelhandelsunternehmen einkaufen. Darauf reagieren führende Retail-Unternehmen und reichern das Einkaufserlebnis mit innovativen Gadgets und Tools wie Augmented Reality (AR) oder Virtual Reality (VR) an.
Bekannte Beispiele sind mobile Apps wie VR-Möbeleinrichtung für eigene vier Wände oder In-Store-Navigationssysteme sowie viele weitere Smart Retail Solutions. Für eine hohe Kundenbindung setzen Einzelhändler verstärkt auf Digital Signage. Zur Optimierung von Verkaufsprozessen im Retail bieten cloudbasierte IoT-Plattformen vielversprechende Ansätze.
Augmented Reality
Augmented Reality wird im Einzelhandel zunehmend als Verkaufs- und Engagement-Tool von globalen Marken verwendet. Um Werbung zu machen, das Bewusstsein zu steigern und die Konversionen von Besuchern zu Käufern zu erhöhen. Namhafte Unternehmen wie Coca-Cola, Apple, LEGO und Samsung integrieren AR und VR in ihre Kommunikations- und Marketingstrategien. Die mobile App für AR-Möbeleinrichtung von IKEA ist hierbei ein anschauliches Beispiel für erfolgreichen Einsatz der AR-Technologie.
Augmented Reality wird aufgrund seiner Verfügbarkeit immer beliebter – fast alle modernen Smartphones unterstützen die AR-Funktionalität. Im Jahr 2021 wird die Zahl der mobilen AR-Benutzer voraussichtlich über 800 Millionen erreichen. Für Unternehmen und Händler bedeutet dies, dass bereits jetzt mit der Einführung von AR eine große Reichweite erreicht werden kann.
Virtual Reality
Noch ist die virtuelle Realität im Einzelhandel nicht weitverbreitet. Bisher waren VR-Projekte im Retail Segment nur mittelmäßig erfolgreich. Einerseits, weil die Kundenwünsche zu wenig Beachtung fanden und andererseits die Nutzer bei der Bedienung überfordert waren.
Nichtsdestotrotz arbeiten große Systemanbieter wie Samsung, Apple, Amazon und Microsoft an zukünftigen VR-Lösungen, die das Einkaufserlebnis deutlich optimieren sollen. So wären virtuelle Shopping-Touren rund um den Globus jederzeit denkbar. Kunden tauchen von überall auf der Welt mittels einer VR-Brille in eine Welt der Mode- oder Unterhaltungsbranche ein. Darüber hinaus führt die Integration von VR und AR mit Technologien des maschinellen Lernens sowie der künstlichen Intelligenz zu einer deutlich verbesserten Käufererfahrung.
IoT-Retail
Big Data im Einzelhandel gehört zu einem der nächsten technologischen Trends im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI). Die hohe Bandbreite der vernetzten Geräte in einem Geschäft reicht von Sensoren in Regalen, POS-Terminals und Kameras bis hin zu Sensoren in Umkleidekabinen. Diese smarten Endgeräte speichern wichtige Informationen darüber, was mit ihnen oder um sie herum passiert.
So gelangen die generierten Big Data Ströme in die IoT-Plattformen. Dort werden sie dank der KI-Algorithmen ausgewertet, um die Servicequalität zu optimieren und ein bestmögliches Einkaufserlebnis zu gewährleisten. Die breit aufgestellten IoT-Tools bilden das Konzept eines Smart Stores, um Kundenservice und Produktmanagement auf ein grundlegend anderes Level zu heben.
IoT-Plattformen
Spezialisierte IoT-Plattformen sind mittlerweile beim Einzelhändler in Deutschland sehr beliebt. Aufgrund der flexiblen Einsatzmöglichkeiten lassen sich nach Angaben der Systemanbieter die IoT-Plattformen auf beliebige Anwendungsszenarien eines Smart Stores vorbereiten. Sie reichen von der Verfolgung der Warenbewegungen innerhalb von Verkaufsflächen bis hin zur eingehenden Analyse von Kundenpräferenzen. Es steht außer Frage, dass sich im Retail-Bereich in naher Zukunft die cloudbasierten IoT-Lösungen etablieren werden.
Smart Retail und Digital Signage
Digital Signage stellt eine Lösung zur Produktwerbung und Informationsverbreitung über digitale Anzeigegeräte dar. Diese Technologie ermöglicht es, digitale und interaktive Displays aller Art in einem Netzwerk zentral zu verwalten sowie Inhalte in Echtzeit hochzuladen. Im Einsatz befinden sich unter anderem elektronische Regalbeschriftungen, die den Kunden jederzeit aktuelle Produktinformationen und Preise präsentieren.
Welche Vorteile bringt Digital Signage für Smart Retail?
Digital Signage und Smart Retail gehen eine Symbiose ein. Durch Sensorinformationen spielen Digital Signage Player personalisierte Werbung. Gleichzeitig sind sie in der Lage über Geschlecht, Alter und Verweildauer Statistiken zu führen. Durch Mimikanalyse werden selbst Rückschlüsse auf die Reaktion zu dem gerade abgespielten Inhalt möglich.
In Verbindung mit digitalen Systemen haben Digital Signage Lösungen die Fähigkeit, potenziellen Käufern personalisierte Werbeinhalte zu zeigen und Statistiken über ihr Geschlecht, Alter sowie Produktinteressen zu sammeln.
In Kombination mit Computer Vision kann ein Digital Signage System sogar die Reaktion auf das angesehene Video bestimmen und das Einkaufsverhalten gezielt beeinflussen. Personen können wiedererkannt werden.
Ein klares Beispiel für den Einsatz von Digital Signage ist unter anderem eine schwedische Anti-Raucher-Kampagne der Apothekenkette „Apotek Hjärtat“. Die Apotheke verwendete ein mit Rauchmeldern ausgestattetes digitales Plakat, auf dem ein Bild eines Mannes entweder zu husten anfing oder seine Stirn runzelte, sobald ein Passant neben ihm rauchte.
Ein weiterer Anwendungsfall zur Verbesserung des Einkaufserlebnisses sind smarte Umkleidekabinen. Interaktiven Touchscreen-Spiegel ermöglichen es Käufern per Knopfdruck die Mitarbeiter nach neuen Artikeln anzufragen oder die Beleuchtung der Umkleidekabine je nach Wunsch anzupassen.
Mithilfe von RFID-Tags kann der Spiegel erkennen, welche Kleidungsstücke der Kunde mitgebracht hat und empfiehlt bei Bedarf weitere ähnliche Produkte. Einige führenden Handelsketten setzten solche smarten Spiegel bereits erfolgreich ein.
Welche Vorteile bringt Smart Retail dem Einzelhandel?
Schon heute nutzen Einzelhändler eine Fülle an neuen Technologien, die viele Vorteile mit sich bringen:
optimierter Personaleinsatz sowie Reduktion des Personals im Offline-Handel
reduzierte Warteschlangen an den Kassen durch schnelleren Kundenservice
gesteigerte Kundenbindung durch qualitativ hochwertigen Service und personalisierte Angebote
optimierte Logistikkosten in Verkaufsflächen
mögliches Monitoring des Produktbestands in Regalen dank IoT-Systeme
Welche smarten Technologien den Umsatz steigern und sich im Einzelhandel durchsetzen werden, hängt von vielen wirtschaftlichen und individuellen Faktoren sowie der Akzeptanz der Kunden ab.
Datenschutz und Privatsphäre im Smart Retail
Alle diese Technologien besitzen auch Schattenseiten. Ich halte es für elementar wichtig Datenschutz und die Privatsphäre zu respektieren. Bei aller Liebe zum Fortschritt. Es gibt nicht nur Vorteile.
Ein absurd scheinendes Beispiel
Stellen Sie sich die folgende Situation vor. Sie stehen mit Geschäftspartnern neben einem Digitalen Werbedisplay am Flughafen. Die Software erkennt Sie und wirbt spontan für Gonorrhoe-Medikamente. Nach einem One-Night-Stand letzte Woche bekamen Sie ein Jucken und googleten daraufhin nach den Symptomen.
Natürlich übertreibe ich hier. Aber denken Sie mal über folgendes nach:
Wie oft suchen Sie auf Ihrem PC nach bestimmten Produkten und einige Zeit später zeigt Ihnen eine Smartphone-App „zufällig“ genau dafür Werbung an?
Risiken von Big Data und künstlicher Intelligenz
Die Risiken und Nebenwirkungen lassen sich noch nicht richtig einschätzen. Erst recht nicht, wenn wir unsere Digital Signage Player mit vielfältigen Sensoren ausstatten und diese mit Big Data sowie künstlicher Intelligenz vernetzen.
Neuronale Netze sind im Grunde auch für ihre Entwickler eine Blackbox. Wussten Sie zum Beispiel, dass KI diskriminieren kann? Entscheidungen, die von KI-Systemen getroffen werden, können auch dazu führen, dass sie dem Menschen ähnlicher werden, als uns lieb ist.
Vermutlich wird das nicht gleich zu einer martialische Terminator-Zukunft führen. Wir alle sind aber gefordert diese Technologien auch kritisch zu betrachten. Der Gesetzgeber und wir müssen geeignete Rahmenbedingen schaffen. Digital Signage Sicherheit sollte unser oberstes Gebot sein.