In diesem Artikel erfahren Sie detailliert, was einen Digital Signage Player von herkömmlicher Abspielprogrammen, wie dem VLC-Player, QuickTime-Player oder mplayer unterscheidet. Des Weiteren stelle ich Ihnen einen Standard namens SMIL vor, der Ihnen sehr viele Freiheiten ermöglicht.
Falls Sie das schon alles wissen und nach einer konkreten Anwendung suchen, können Sie Sie hier den freien von uns entwickelten Digital Signage Player downloaden.
Was ist ein Digital Signage Player?
Ein Digital Signage Player bezeichnet ein spezialisierten Medienplayer, der Video-, Bild- und Audiodateien auf einem angeschlossenen Bildschirm anzeigt. Diese Geräte stellen eine wichtige Komponente innerhalb einer Digital Signage Lösung dar.
Die Player erhalten Ihre Inhalte in der Regel automatisiert über das Netzwerk, einer Cloud oder manuell via USB. Kommen wir nun zum elementarsten Punkt:
Was unterscheidet Digital Signage Player von anderen Medienplayern?
Bei Digital Signage Player liegt der Fokus auf der Playliste und dem automatisierten Betrieb. Digital Signage Playlisten beinhalten Befehle für komplexe Zeitplanungen, Synchronisationen, Wiederholungen, Trigger und mehr. Das ermöglicht zentrale Steuerung und Fernwartung.
Von der Playliste zum TV-Programm
Wann wird welcher Inhalt auf welchen Bildschirmen angezeigt?
Wie oft?
An welchen Standorten?
In welcher Sprache?
Was passiert, wenn ein Nutzer einen Bereich berührt?
Soll die Playliste ihre Inhalte nacheinander oder in zufälliger Reihenfolge abspielen?
Das alles und mehr geben Sie bei der Gestaltung Ihres TV-Programms vor.
Playlisten für Digital Signage lassen sich verschachteln. Das vereinfacht die Organisation komplexer Präsentationen. Zum Beispiel bei größeren Netzwerken mit hunderten oder tausenden von Geräten an verschiedenen Standorten.
Playlisten erstellen Sie per speziellen Authoringprogrammen, mit einem Texteditor oder webbasiert mit einem CMS.
Kommandos empfangen und ausführen
Um komplexe Funktionen und Steuerungen zu ermöglichen, enthalten Playlisten für Digital Signage Player spezielle Kommandos. Der Player führt diese Befehle aus.
Wir können nicht nur den Ablauf des Programms steuern, sondern zusätzlich auch administrative Aufgaben ausführen. Zum Beispiel:
Zonenaufteilung
von wo der Medienplayer die Medieninhalte downloadet
wann ein Reboot stattfindet
Geräteüberwachung
Abspielprotokolle speichern und versenden
Und vieles andere mehr!
Multiple Zonen
Digital Signage Player sprechen einen oder mehrere Bildschirme gleichzeitig an. Ferner teilt er diesen in verschiedene Bereiche auf. Im Gegensatz zum sogenannten Splitscreen besitzen Zonen den Vorteil sich zu überlagern.
Sie kennen sicherlich diese sogenannten Newsticker mit Laufschriften an der unteren oder oberen Seite des Bildschirms. Die Inhalte kommen meistens aus einem Feed. Das ist eine typische Anwendung von mehreren Zonen. Bei einem Splitscreen wäre den Bereich mit dem Ticker exklusiv. Der Hauptinhalt muss sich somit den Platz teilen. Bei Videos und Bildern führt das manchmal zu unschönen Stauchungen. Eine Zone hingegen ermöglicht eine Lösung, bei der die Laufschrift über die anzuzeigenden Inhalte läuft.
Ein anderen wäre: Der Bildschirm zeigt im Hintergrund eine Videoplayliste an. Unabhängig davon werden in einer anderen Zone zeitgesteuert aktuelle Informationen wie Wetter oder Nachrichten eingeblendet. Bilder oder Slideshows mit Musik oder Sprache zu hinterlegen, sollte für die einen Digital Signage Player in der Regel auch kein Problem darstellen.
Mehrere Zonen helfen bei der Gestaltung Informationen übersichtlich in verschiedenen Bereichen auf den Bildschirm zu visualisieren. Das nutzt die digitale Werbefläche oder eine Video Wall optimal aus.
Netzwerkfähigkeit und Fernwartung
Digital Signage Player sind in der Regel netzwerkfähig.
Hochwertige Player und Content-Management-Systeme besitzen vielfältige Funktionen zur Fernwartung und Reporting. Diese Funktionalitäten besitzen bei größeren Digital Signage Netzwerken eine enorme Wichtigkeit. Bei Installationen von tausenden Geräten in verschiedenen Orte administrieren Sie Inhalte über das Internet zentral und dezentral.
Die meisten Digital Signage Anbieter klammern das Thema gerne aus; aber seien Sie sich versichert: In Netzwerken funktioniert ab und an mal etwas nicht so wie es sollte! Player stürzen ab oder Inhalte werden nicht korrekt abgespielt.
Ohne Funktionen zur Fernwartung fährt jedes Mal ein Technikteam zu dem Gerät und prüft oder stellt es vor Ort ein. Das kostet Zeit und Geld. Jeder vermeidbare Außeneinsatz spart Kosten. Ein Digital Signage Player muss somit weitestgehend remote über ein Netzwerk konfigurierbar sein, neu gestartet und auf den aktuellen Stand gebracht werden.
Reporting
Eine weitere wichtige Funktionalität, nicht nur um Außeneinsätze zu vermeiden, besteht in dem sogenannten Reporting. Dabei protokolliert das Gerät diverse Ereignisse. Zum Beispiel: Wann welcher Inhalt gespielt wurde. Diese Protokolle werden als Reports regelmäßig an das Digital Signage CMS gesendet.
Ein Digital Signage CMS empfängt die Daten und bereitet sie für eine grafische Abspielstatistik oder zum Download auf. Es warnt Sie auch, wenn bestimmte Grenzwerte überschritten werden oder sich ein Gerät nicht mehr im Netzwerk meldet.
Unterstützen Werbevermarktung
Diese Reports dienen als Grundlage der für Abrechnungszwecke wichtigen Abspielstatistiken. Sie erfahren, welches Gerät an welchen Standorten welche Inhalte abspielte und ob es diese korrekt angezeigte.
Geräteüberwachung und Diagnose
Ferner lässt sich so über das Netzwerk der sogenannte „Herzschlag“ des jeweiligen Players überwachen. Meldet es sich das Gerät regelmäßig an der Plattform? Was läuft aktuell auf den Bildschirmen? Besteht eine permanente Verbindung zum Internet oder bricht diese öfter ab? Lädt das Gerät die Inhalte korrekt herunter? Wie sieht die Speicherauslastung aus? Entwickelt die Geräte zu viel Wärme? Usw.
Werden Ereignisse, wie beispielsweise nicht abspielbare Inhalte protokolliert, ermitteln Sie schneller die Gründe für das Verhalten. Vielleicht lädt der Grafikdienstleister versehentlich Videos mit 8K Auflösung auf einen Player der nur HD abspielt. Ein Ereignisprotokoll in Kombination mit einem CMS hilft also auch bei der Fehlersuche.
Erfolgsmessungen durch Leistungskennzahlen
Abspielprotokolle ermöglichen zusätzliche KPIs. Das versetzt Sie in der Lage Erfolge oder Misserfolge Ihrer visuellen Marketingmaßnahmen konkret zu messen.
Unterschiedliche Formate
Digital Signage Player zeigen zusätzlich zu Videos und Bildern auch Webseiten über einen integrierten Webbrowser.
Damit sind unter anderem effiziente 3D-Animationen und Video-Feeds möglich. Ein weiteres interessantes Format für Inhalte stellen Widgets dar.
Widgets
Als Digital Signage Widgets bezeichnen wir Webanwendungen in sogenannten Containern, die lokal auf dem Gerät laufen. Das sind gewissermaßen Programme innerhalb ihrer Playliste.
Insbesondere Wetteranzeigen, RSS-Feeds oder Schnittstellen zu Social Media. Es lassen sich damit aber auch komplexere Anwendungen wie Patientenaufrufsysteme, Belegungspläne für Konferenzen und Meetingräume realisieren. Diese lassen sich obendrein an Google Termine oder Exchange/Outlook anbinden.
Der Vorteil von Webwidget-Lösungen: Sie basieren wie Webseiten auf HTML5, CSS und Javascript. Deshalb finden sie viel einfacher gute und preiswerte Entwickler für diese „Allerweltstechniken“. Ihre Entwickler benötigen keine kostspieligen Schulungen. Weder Player noch Content-Management-System erfordern weiteren Anpassungen. Sie erstellen und integrieren flexibel und zeitnah eigene Anwendungen.
Beispiel: Während der Corona-Pandemie konnten zwei unserer Kunden Anfang 2020 in weniger als drei Wochen einen Kundenzähler für Supermärkte realisieren und anbieten. Als Webwidget funktionierte er unabhängig von der Plattform.
Sicherheit im Dauereinsatz
Digital Signage Player arbeiten in der Regel im Dauereinsatz. Es existieren deshalb erhöhte Anforderungen an die Robustheit und Sicherheit der Geräte. Über das Netzwerk angeschlossene Outdoor-Geräte stellen lohnenswerte Ziele für Vandalismus und Hackerangriffe dar. Kein Unternehmen möchte, dass seine Bildschirme beschädigt oder missbraucht werden. Der Imageschaden, wenn die Monitore am Flughafen Pornofilme abspielen, wäre sowohl für den Hersteller als auch den Betreiber enorm. Inhalte auf öffentlichen Bildschirmen auszutauschen, stellt einen neuen Angriffsvektor dar.
Um die Anforderung an Sicherheit im Dauereinsatz zu erfüllen, bauen die Hersteller ihre Geräte besonders robust. Diese benötigen zusätzliche Funktionen, um Hackerangriffen abzuwehren oder gar nicht erst zu ermöglichen.
Interaktive Infoterminals benötigen darüber hinaus gehende Funktionen zur Sicherheit. Ein Absturz des Medienplayers darf nicht dazu führen, dass zufällige Passanten auf die Benutzeroberfläche des Betriebssystems zugreifen.
Diese Maßnahmen schlagen sich natürlich auf die Kosten nieder. Bildschirme für den Außeneinsatz sind teurer als Ihre Indoor Pendants. Software für diese Geräte zu programmieren, ist aufwendiger.
Zusammenfassung Unterschiede
Digital Signage Player stellen sich weitaus komplexeren Anforderungsprofilen, als nur gelegentlich mal ein Video abzuspielen.
Die Königsklasse bietet Funktionalitäten, wie Reporting, Fernwartung und Widgets.
Gibt es Standards bei Digital Signage Playern?
Ja! Das Standardformat nennt sich SMIL. Es gleicht HTML und die Standardisierung erfolgt beim gleichen Konsortium (w3c). Die Dokumentation des lizenzfreien SMIL ist öffentlich verfügbar. SMIL Player arbeiten herstellerunabhängig mit jeder kompatiblen Authoringsoftware oder Digital Signage CMS zusammen.
Inkompatibilitäten, Geheimniskrämerei und Falltüren
Unglücklicherweise kochen zu viele Anbieter ihre eigene Suppe. Das bedeutet: Oft erfinden Hersteller für ihre Digital Signage Lösungen das Rad neu und entwickeln Ihre eigene Übertragungssprache nebst Steuerbefehlen. Sie veröffentlichen keine Dokumentationen und arbeiten nicht zusammen.
Resultat: Durch die mangelnde Kompatibilität arbeiten die einzelnen Softwarekomponenten unterschiedlicher Anbieter nicht miteinander. Ein Content-Management-System oder Authoringprogramm des Herstellers X läuft nicht mit dem Player des Unternehmens Y.
Nachteile für Kunden
Aus Kundensicht stellt das eine suboptimale Lösung dar. Denn sie führt zu unnötigen Abhängigkeiten, sogenannten Vendor Lock-ins. Migrations- und Wechselkosten sind dabei so hoch, dass viele Kunden trotz Unzufriedenheit bei einem Anbieter bleiben.
Das wäre vergleichbar mit einem Audioverstärker, der nur mit CD-Playern des gleichen Herstellers zusammenarbeitet.
Wenn Sie eine Digital Signage Lösung suchen, werden Sie feststellen, dass Ihnen viele Anbieter diese Abhängigkeiten euphemistisch als „Alles aus einer Hand“ verkaufen. Mit viel Glück, einer Geheimhaltungsvereinbarung und genügend Geld bekommen Sie als Premiumkunde vielleicht Zugang zu einer Schnittstelle.
Seit einigen Jahren gibt es allerdings Bestrebungen, das zu ändern.
SMIL als Lösung
Mit der offenen lizenzfreien Multimediasprache SMIL existiert inzwischen ein offiziell verabschiedeter Standard. Die Sprache ist äußerst mächtig und in der Lage jeden Anwendungsfall auch für ds sogenannte Interactive Digital Signage abzubilden.
Mit SMIL erstellte Playlisten oder Präsentationen spielt jeder kompatible Player ab! Für den Kunden und Hersteller ergeben sich durch SMIL eine Reihe von Vorteilen. Obendrein entschärft SMIL den oben erwähnte Vendor Lock-in. Kleinere Unternehmen bekommen die Möglichkeit, sich als Zulieferer auf einen Teilbereich zu spezialisieren.
Lösungen mit herstellerunabhängigen Komponenten ermöglichen mehr Wettbewerb und Innovationen.
Am Ende sparen Sie Kosten.
Downloaden Sie meinen freien SMIL-Player
Ich habe einen freien plattformunabhängigen SMIL-Player namens garlic-player entwickelt. Der garlic-player läuft unter Linux, macOS, Windows und Android.
Medienplayergeräte für Digital Signage
Früher setzen die Unternehmen meistens auf Windows-PCs. Leider haben diese Lösungen einige Nachteile. PCs sind sehr groß, verbrauchen viel Strom, sind teuer in der Anschaffung und anfälliger für Störungen. Inzwischen geht der Trend mehr und mehr zu kleinen, preiswerten Geräten mit ARM-CPU ohne Lüfter und beweglicher Teile. Als Betriebssystem nutzen dies meisten Hersteller Android. Es gibt aber auch Unternehmen, die auf Linux setzen.
Der Artikel Digital Signage mit Linux beschreibt detaillierter die Vorteile des freien Betriebssystems und wo Fallstricke lauern.
Digital Signage Player zählen inzwischen fast ausschließlich zu den IoT-Gerätegattung (Internet of Things). PCs werden nur noch eingesetzt, wenn Anforderungen viel Leistung benötigen. Zum Beispiel: um gleichzeitigen mehrere Werbemonitore mit unterschiedlichen Inhalten anzusteuern, 16K Videos oder komplexe 3D Animationen in Echtzeit abzuspielen.