Interactive Digital Signage

Interaktive Technologien wie berührungssensitive und intelligente Sensorik transformieren passive Zuschauer zu aktiven Benutzern. Diesen Ansatz verfolgt die Werbetechnologie mit Interactive Digital Signage. Erfahren Sie hier, was wir darunter verstehen und wo die Abgrenzung zu sogenannten Kiosksystemen besteht.

interactive digital signage

Was ist Interactive Digital Signage?

Unter Interactive Digital Signage verstehen wir erweiterte Digital Signage Systeme, die Benutzerinteraktionen gestatten. Die Technologie verschmilzt unter anderem altbekannte Kiosk-Anwendungen mit Marketing, Information und Werbung. Das ermöglicht zahlreiche Verbesserungen.

Die Frage, wo jetzt der Unterschied zu den Kiosksystemen liegt, ist berechtigt, da viele Unternehmen gerne alten Wein in neuer Schläuchen vermarkten, um sich als besonders innovativ darzustellen. Also schauen wir uns Kiosksysteme etwas genauer an.

Klassische Kiosksysteme

Kiosksysteme respektive interaktive Terminals existieren seit den 80er-Jahren. Bankautomaten sind im weitesten Sinne deren bekannteste Ausprägung. Letztere gibt es übrigens schon seit 1967. Damals natürlich noch ohne Touchscreen. AT&T patentierte 1962 zwar ihren „electrografic transmitter“ als ersten Touchscreen, aber die waren seinerzeit noch unhandlich und teuer.

Kiosksysteme benötigen nicht zwingend einen Touchscreen und sind für exakt eine Aufgabe ausgelegt. Die ersten Geldautomaten in den 60er-Jahren besaßen nicht mal einen richtigen Bildschirm.

Alter Geldautomat
Alter Geldautomat
(Wikipedia)
Als sogenannte Self-Service Terminals verrichten klassische Kiosksysteme seit Jahrzehnten ihren Dienst am Point of Interest (POI) oder Point of Sale (PoS). Sie versorgen Menschen an Flughäfen, Bahnhöfen, Sehenswürdigkeiten, usw. mit Informationen oder verkaufen mit integriertem Drucker als Ticketsystem Fahr- oder Eintrittskarten. Die Vorteile dabei:
  • Kein Personal
  • Dienstleistung rund um die Uhr (24/7)

Die Verschmelzung mit Digital Signage

Digital Signage ersetzt analoge Werbeträger wie Plakate oder Schilder durch digitale Bildschirme. Die primäre Aufgabe bestand früher ausschließlich darin, Informationen und Werbung animiert zu Marketingzwecken zu verbreiten. Vernetzungen ermöglichen es, mediale Inhalte, zeitnah über das Internet zu aktualisieren und gleichzeitig die Geräte zu administrieren.

Sowohl Kiosksysteme als Digital Signage besitzen heutzutage ähnliche technische Voraussetzungen, nämlich ein vernetzter digitaler Bildschirm. Zudem ähneln sich die typischen Einsatzorte der Systeme. Infoboards, Touchscreen-Kiosken, Touchterminals, interaktiven Werbemonitoren, elektronische Plakate sowie Anzeigetafeln befinden sich meist an den gleichen öffentlichen Plätzen.

Also liegt es nahe, diese Techniken durch Touch-Funktionen miteinander zu kombinieren. Dank der interaktiven Technologien wie berührungssensitive und intelligente Sensorik werden die passiven Zuschauer plötzlich zu aktiven Benutzern.

Durch diese Verschmelzung profitieren beide Technologien und entsteht ein viel größerer Anwendungsbereich. Interactive Digital Signage ist also kein neues Synonym für Kiosksysteme, sondern integriert diese als Teildisziplin.

Welche Vorteile bietet Interactive Digital Signage?

Interactive Digital Signage bringt Kiosksystemen die Vorteile von Digital Signage, nämlich zeitnahe oder automatisierbare Aktualisierung von Anwendungen. Dadurch verringern sich Kosten, da Digital Signage Installationen nun zusätzlich Kioskanwendungen ausführen.

Digital Signage Software bietet bereits eine ausgereifte Infrastruktur für die komfortable Aktualisierung von Inhalten. Unter Inhalte verstehen die meisten Menschen aber lediglich Medien wie Videos und Bilder. Wenn wir den Begriff „Inhalte“ noch um Anwendungen erweitern, assimilieren wir (Widerstand ist zwecklos) quasi die ganze Branche der Kiosksysteme. Digital Signage wandelt sich jetzt zum neuen Überbegriff für multimediale Informationssysteme. Egal, ob diese interaktiv sind oder nicht.

HTML5-Widgets

HTML bietet hierbei den elementaren Baustein, um Anwendungen in Digital Signage zu integrieren. Besonders die aktuelle Inkarnation als HTML5 kommt einer Revolution gleich. Während früher Anwendungen immer abhängig vom Betriebssystem des Computers waren, ist dies standardkonformen HTML5-Apps heutzutage völlig egal. Sie laufen unter Android, Linux, Windows, macOS auf Chrome, Safari oder Firefox. So wie Google-Docs, Canva.com oder andere komplexe Webanwendungen.

Wir nennen diese Anwendungen in unserer Branche Digital Signage Widgets und der verlinkte Artikel befasst sich ausführlich mit diesem meiner Meinung nach genialem Ansatz. Aufwendige Portierungen, komplexe Integrationen und Wechselkosten fallen weg. Der Digital Signage Kunde profitiert aus einer breiteren Anzahl an Lösungsmöglichkeiten und dem dadurch entstehenden Wettbewerb.

Konsequenz

Ich kann gar nicht deutlich genug auf die Konsequenz dieser Technik hinweisen. Das geht weit über Wettertemplates hinaus! Auf die Spitze getrieben: Ein Bankautomat informiert durch einfache Updates zusätzlich Touristen, verkauft Fahr- oder Eintrittskarten und betreibt Marketing. Die technischen Standards zur Synchronisation und Ausführung existieren mit SMIL und HTML5 bereits.

Möglichkeiten zum Feedback

Nicht immer muss es gleich die komplexe Applikation mit mehreren verschachtelten Menü-Hierarchien sein. Digitale Türbeschilderungen mit einfachen Touchscreens erfüllen in einem Hotel auch die Anforderung einer Interaktion.

digitale Türschild
Interaktive Türbeschilderung im Hotel

Besteht obendrein die Möglichkeit eines einfachen Feedbacks, zeigt ein scheinbar kleines Gimmick Fehlerquellen auf und hilft Unternehmen ihren Service zu verbessern. Eigentlich ist das unbezahlbar.

Flexibilität von Bildschirmen

Ein Digital Signage Touch Display besitzt unglaubliche Flexibilität, denn eine Benutzeroberfläche lässt sich durch eine simple Aktualisierung austauschen und verbessern. Bei einem Gerät mit analogen Knöpfen, Schaltelementen und verdrahteter Logik ist das nicht so einfach.

Nehmen wir als Beispiel das Warteschlangenmanagement. Die entsprechenden Anlagen wurden früher aufwendig konstruiert und teuer in mehr oder weniger kleinen Serien produziert. Design- oder Logikfehler waren äußerst kostspielig und mussten um jeden Preis vermieden werden. Das komplizierte und verteuerte die Entwicklung der Geräte. Nur wenige spezialisierte Unternehmen waren in der Lage, solche Lösungen anzubieten.

Heutzutage ersetzen verhältnismäßig günstige Monitore und Interactive Digital Signage Software die meisten Komponenten. Das vereinfacht Produktion, Support und bringt mehr Teilnehmer an den Markt. Kunden profitieren von höherer Auswahl und günstigeren Preisen.

Unbewusste Interaktion

Interactive Digital Signage muss übrigens nicht zwangsläufig bewusste Interaktion bedeuten. Kameras und andere Sensoren erfassen Gesichter oder andere Daten und entscheiden selbstständig über die jeweils ausgespielten Inhalte.

Vor einigen Jahren entwickelte ich im Kundenauftrag eine Gesichtserkennungssoftware, die datenschutzkonform ohne Netzzugriff das Geschlecht und bestimmte Altersbereiche erkannte. Männer bekamen daraufhin andere Inhalte angezeigt als Frauen. Während die Erkennung beim Geschlecht übrigens hervorragend funktionierte, waren die Ergebnisse beim Alter eher bescheiden.

Während der Coronapandemie entwickelten viele DS-Unternehmen automatisierte Kundenzähler. Sensoren erfassten, wie viele Personen ein Geschäft betraten und verließen. So ermittelten die Systeme die aktuelle Besucherzahl und zeigten ein Stoppsignal, wenn diese einen eingestellten Grenzwert überschritt. Das funktioniert mittels zentraler Steuerung auch mit mehreren Ein- und Ausgängen.

Im Bereich DooH werden Sensoren seit Langem eingesetzt. Der verlinkten Beitrag zeigt ein konkretes Beispiel der British Airways.

Einbindung von Interaktionen in Marketingkonzepte

Moderne Marketingkonzepte fordern Unternehmen, über mehrere Kanäle gleichzeitig mit Kunden zu interagieren. Dabei spielen unterschiedliche Werbeformen wie mobile Anwendungen, soziale Netzwerke, Offline-Verkaufsstellen und fernsehähnliche Telemedien eine wichtige Rolle.

In einer sogenannten „Smart City“ der Zukunft verlinken verschiedene digitale Geräte wie interaktive Kameras, persönliche Mobilgeräte, stationäre Digital Signage Touchdisplays sowie Anwendungen zu einem einzigen System. Ein ganzes Netzwerk von Sensoren und Eingabegeräten analysiert so verschiedene Aspekte des menschlichen Verhaltens in Echtzeit, um Informationsnachrichten zu personalisieren und maximale Kundenzufriedenheit zu erreichen.

Frau an Public Info Display
Smart City mit Public Info Display

Wie sieht die Zukunft aus?

Die Entwicklung von DS-Systemen schreitet derzeit sprunghaft voran. Werbemonitore wie All-in-One-Touchscreens trifft man zunehmend nicht nur im Einzelhandel, sondern auch in Bussen, Linientaxis, U-Bahnen, Flughäfen, Bahnhöfen, Tankstellen und Waschstraßen.

Den größten Zuwachs in den kommenden Jahren wird laut Prognosen von Analysten aus dem Werbe- und Informationsmarkt in Bereichen der digitale Außenwerbung erwartet. Der stetige Ausbau der Standorte für den Einsatz von Digital Signage Netzwerken, die zu erwartende Umverteilung potenzieller Werbetreibender, die Einführung modernster Projektmanagement-Geschäftsmodelle machen dieses Geschäft in der Zeit der digitalen Transformation äußerst attraktiv und investitionsstark.

Haben Digital Signage Systeme standardmäßig einen Touchscreen?

Nein, natürlich werden nicht alle Digital Signage Systeme einen Touchscreen besitzen. Viele Anzeigetafeln oder Infomonitore benötigen nach wie vor keine Touch-Funktion. Nicht immer ergibt es Sinn, solche Systeme mit einer Möglichkeit zur Benutzerinteraktion auszustatten. Bei einer Apotheke ist das sogar eher kontraproduktiv. Allerdings steigt die Nachfrage nach interaktiven DS-Systemen, sodass in Zukunft solche Informations- und Anzeigesysteme verstärkt Einzug halten werden.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Digital Signage Lösungen egal, ob interaktiv oder passiv für die Werbe- und Informationsübertragung eine große Zukunft haben. Die geringen Kosten zur Kundengewinnung, die gezielte Ausrichtung von Werbeinhalten auf eine bestimmte Verbrauchergruppe, die Ausweitung von DS-Netzen außerhalb des Indoor-Bereichs auf den Outdoor-Bereich – all das macht DS-Systeme zu einem leistungsstarken Werkzeug zielgerichteter Massen- und Werbekommunikation.

Fazit

Interactive Digital Signage integriert Kiosksysteme in die DS-Branche. Das ist nur bedingt alter Wein in neuen Schläuchen und deckt durch die Flexibilität digitaler Bildschirme einen viel gewaltigeren Anforderungsbereich ab. Das Spektrum geht dabei von einfachen Feedback-Buttons bis hin zur komplexen Bankendanwendung oder der Kombination von Fahrplanauskunft mit einem Ticketverkaufsautomaten.

Anwender sind durch den inzwischen täglichen Gebrauch von Smartphones und Tablets mit der Nutzung von Multi-Touch-Technologie vertraut. Sie bedienen interaktive Inhalte intuitiv mit diversen standardisierten Touch-Gesten. Mit den heutzutage günstig verfügbaren großen Touchscreens bieten sich im Zusammenspiel mit intelligenten Software-Lösungen schier unbegrenzte Möglichkeiten.


Gravatar Nikolaos Sagiadinos
Autor: Niko Sagiadinos
Entwickler & Co-Founder SmilControl – Digital Signage
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